Wusstest du, dass du so bist?
,,Wusstest du, dass du so bist?“
Eine Frage an #workingmoms die mich triggert… 🦸🏽♀️
Vor einigen Wochen bekam ich diese Frage aus meinem Bekanntenkreis, als ich erzählte, dass ich mich darauf freue wieder zu arbeiten nach der Elternzeit. Ich sprach euphorisch darüber, wie sehr ich mich darauf freute, etwas anderes zu machen, meinen Kopf wieder anders zu nutzen und meine Kolleg:innen wiederzusehen. Die Frage traf mich in meiner Euphorie sehr unvorbereitet.
Ich wusste erst nicht, was ich darauf antworten sollte.
Ob ich während meiner Schwangerschaft gewusst habe, dass es ein Leben nach der Elternzeit für mich geben wird? Ich hab’s geahnt.
Dass mir mein Arbeitsleben weiterhin Freude bereitet, auch wenn ich Mutter bin?
Ich hab’s gehofft.
Getriggert hat mich die Frage, weil es so klingt als wäre was nicht mit mir in Ordnung, weil ich ,,so bin“. Übersetzt: dass mir Mutter sein nicht ,,reicht“. Wieso dann überhaupt Kinder haben, wenn ich keine Zeit mit ihnen möchte? Wieso überhaupt Kinder in die Welt setzen, wenn ich mich so “schnell” wieder danach sehne Zeit ohne sie zu verbringen?
Getriggert hat es mich, weil es sich für mich so anhört, als würde ich mein Kind allein in einem Körbchen im Wald aussetzen, anstelle bei seinem Vater, der ab jetzt Elternzeit hat. Ich bin sozusagen die Mutter von Mogli. Ich habe eine gleichberechtigte Ehe mit meinem Mann und der Deal war, dass wir uns gemeinsam um das Kind kümmern. Erst war ich alleine 7 Monate in Elternzeit, 2 Monate nahmen wir für einen geschmeidigeren Übergang gemeinsam und dann war er noch weitere 3 Monate alleine mit dem Baby. Ich bin stolz darauf, dass ich mit meinem Partner diese Regelung gefunden habe und dass sie sich für uns als richtige Entscheidung herausgestellt hat. Ich würde es jederzeit wieder so machen. Es wäre nie möglich gewesen für meinen Mann ein so inniges Verhältnis mit unserem Sohn zu entwickeln, wenn er nicht die Zeit alleine mit ihm gehabt hätte.
Was mich stört, ist die unterliegende Missbilligung in der Frage Kinder haben zu wollen und zugleich arbeiten gehen zu wollen. Das vielleicht sogar vorab zu planen, oder sich gar darauf zu freuen! Es tat weh, so in meiner Euphorie ausgebremst zu werden. Vor allem von jemandem, der selbst noch keine Kinder hat und dann die Nerven hat, über Mütter zu urteilen. Niemand, der selbst keine Kinder hat, kann sich annähernd vorstellen, wie schwer und isolierend Muttersein / Elternsein manchmal ist. Es ist das schönste und schwerste auf dieser Welt und es ist vollkommen in Ordnung, wenn ich mir als Mutter mehr vom Leben wünsche. Nicht, weil mein Kind mir “zu wenig ist”, sondern weil ich jede Facette dieses Lebens genießen möchte. Und dafür braucht es in meiner Vision eines perfekten Lebens auch berufliche Verwirklichung für mich.
Keiner fragt nach, wenn Männer ,,alles“ wollen, was das Leben so zu bieten hat.
Für die ist es ok ,,so“ zu sein.
Die Frage selbst kam ebenfalls von einer Frau. Vielleicht tut das dann doppelt weh. Ich hätte nicht gedacht, dass ich mich mit den selben Fragen rumschlagen muss, wie meine eigene Mutter vor 30 Jahren. Ich kann mich noch daran erinnern, dass ich auf Kindergarten- und Schulfeier öfter mit einem mitleidigen Blick darauf angesprochen wurde, wo denn meine Mutter sei. Dass mein Vater, meine Großeltern und mein Onkel da waren, um mich zu unterstützen, interessierte in diesem Moment niemanden. Auch sie hatte vor 30 Jahren mit vielen Vorurteilen zu kämpfen, weil sie eine bessere Chance auf dem Arbeitsmarkt hatte als mein Vater und es eine Abmachung zwischen den beiden gab, dass es sinnvoller ist, wenn sie arbeiten geht.
Sollten wir uns nicht gegenseitig unterstützen, egal für welchen Lebensentwurf wir uns entscheiden? Ist es nicht viel wichtiger, dass man sich in einer Partnerschaft einig ist? Dass beide das Gefühl haben sich verwirklichen zu können? Egal, wie das im Endeffekt aussieht?
Mutter bin und bleibe ich 24/7. Wenn ich mir ab und an eine andere Rolle überstreife, die mir Freude bereitet, dann ist das mehr als ok. Schreibe ich übrigens gerade als Selbstaffirmation für mich und für dich da draußen, wenn dich solche Fragen auch triggern.
Also für alle, die auch ,,so“ sind:
♥️du bist wunderbar so und ne tolle Mutti bist du auch.