Leistungsgespräche nach der Elternzeit

Wenn das Leistungsgespräch zur Falle wird – was Mütter beim Wiedereinstieg wissen sollten

"Ihre Leistung in den letzten 1,5 Jahren war schlecht."
"Sie meinen während meiner Schwangerschaft und Elternzeit?!"

Dieser Dialog ist leider kein Einzelfall. Immer wieder erzählen mir Frauen, dass sie kurz nach ihrer Rückkehr aus der Elternzeit mit solchen Sätzen konfrontiert werden. Statt Unterstützung und einem echten Willkommensgefühl stoßen sie auf Misstrauen, Kritik und Situationen, die ihr Selbstwertgefühl erschüttern. Dabei sollte der Wiedereinstieg eine Phase des Ankommens, des Aufbaus und der Perspektive sein – nicht ein Moment, in dem man für seine gesetzlich geschützte Abwesenheit zur Rechenschaft gezogen wird.

Wo Unternehmen hier falsch abbiegen

Ein Leistungsgespräch wenige Tage nach der Rückkehr ist nicht nur taktlos – es ist destruktiv. Führungskräfte sollten sich bewusst sein, dass:

  • Eine Beurteilung ausschließlich die tatsächlich gearbeitete Zeit betreffen darf – Schwangerschaft und Elternzeit sind tabu.

  • Mütter in dieser Phase eine besonders sensible Unterstützung benötigen, um wieder Fuß zu fassen.

  • Vertrauen und Loyalität in dieser Phase gestärkt werden müssen, nicht geschwächt.

Deine Rechte kennen

Falls du in eine ähnliche Situation gerätst, helfen diese Schritte:

  1. Rechtliche Klarheit: Verlange eine schriftliche Leistungsbeurteilung. Eine Bewertung darf sich nicht auf Zeiträume beziehen, in denen du nicht gearbeitet hast. Ziehe ggf. Betriebsrat oder Gleichstellungsbeauftragte hinzu.

  2. Grenzen setzen: Formuliere klar: „Über meine Elternzeit wird hier nicht verhandelt.“ Du hast ein gesetzlich geschütztes Recht auf diese Auszeit.

  3. Machverhältnisse klären: Du bist Fachkraft, keine Bittstellerin. Ein nicht besetzter Arbeitsplatz kostet Unternehmen viel Geld – dein Wert ist real und sollte anerkannt werden.

💡 Du hast übrigens auch die Möglichkeit unter bestimmten Bedingungen Leistungsbeurteilungen und Schriftstücke, die in deine Personalakte kommen sollen, abzulehnen bzw. eine Unterschrift nur mit einer Stellungnahme zu unterzeichnen. Mehr dazu bei deinem Rechtsbeirat – ich empfehle gerne weiter.



Was stattdessen hilfreich wäre

Unternehmen könnten den Wiedereinstieg stärken durch:

  • Ein echtes Willkommensgespräch auf Augenhöhe: „Wie geht es Ihnen wirklich? Was brauchen Sie, um gut zurückzukommen?“

  • Klare Rollenklärung: Welche Aufgaben und Verantwortlichkeiten passen jetzt?

  • Bewusste Stärkung der neuen Identität: Beruf und Mutterschaft unter einen Hut zu bringen, ist ein Prozess – den Unternehmen begleiten sollten.

💡Falls du denkst dein Unternehmen könnte hier etwas Unterstützung gebrauchen, kannst du mein Angebot für Unternehmen hier finden.

Für dich persönlich: Vorbereitung ist Schlüssel

Leider können wir nicht steuern, wie professionell ein Unternehmen mit dem Wiedereinstieg umgeht – aber wir können uns selbst stärken:

  • Vorbereitungsgespräche führen: Noch vor dem offiziellen Wiedereinstieg ein Gespräch suchen, Erwartungen klären, Teilzeitmodelle und Projekte absprechen.

  • Eigenes Netzwerk nutzen: Verbündete im Unternehmen suchen, um sich wieder einzufinden.

  • Selbstbewusstsein stärken: Klar wissen, was du kannst, was du willst – und wie du dich positionieren willst.

💡Die Realität ist, dass Unternehmen meistens komplett unvorbereitet sind auf deinen Wiedereinstieg. Gerade wenn sie nicht einmal mit dir in der Elternzeit Kontakt gehalten haben. Aber genau diese Lücke ist die Möglichkeit für dich mit Ideen zu kommen und deinen Weg selbst zu bereiten. Denn es bringt nichts, wenn das Unternehmen und du selbst auch ohne Ideen in ein erstes Gespräch geht. In meinem Coaching zeige ich dir, wie du dich auf solche Gespräche kompetent vorbereitest.


Und manchmal passt es einfach nicht mehr

Manchmal stellt sich nach der Elternzeit raus, dass dein alter Arbeitgeber nicht mehr mit deinem neuen Leben als Mama vereinbar ist. Und das ist okay – auch wenn es erstmal weh tut. Es scheint ein unglaublicher Kraftakt sich nach der Elternzeit einen neuen Platz auf dem Arbeitsmarkt zu suchen – aber es ist auch eine Chance endlich etwas zu finden, das dir wirklich entspricht. Wie genau das ablaufen kann, können wir gerne in einem 15 minütigen Career Call unverbindlich besprechen.

💡Wenn du hier Unterstützung brauchst, hol dir meinen kostenlosen Guide „5 Schritte zur beruflichen Neuorientierung– er hilft dir, Klarheit zu bekommen, bevor du in die Jobsuche gehst. Denn der erste Schritt ist meistens der schwerste.

PS: Ich bin keine Juristin. Die Inhalte in diesem Post stellen keine Rechtsberatung dar, sondern basieren auf Erfahrung und Recherche. Bei konkreten Fällen wende dich bitte an einen Fachanwältin für Arbeitsrecht. Ich empfehle gerne.

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