Mom Guilt ist mehr als ein schlechtes Gewissen 

Warum so viele Mütter sich zerrissen fühlen – und wie du lernst, dich davon zu lösen

Viele Mütter glauben, ihr schlechtes Gewissen sei ein persönliches Problem. Ein Zeichen von Schwäche. Ein Indiz dafür, dass sie es „nicht im Griff“ haben. Aber das ist ein Irrtum. Mom Guilt ist kein individuelles Scheitern. Es ist das Resultat eines Systems, das Mütter permanent zwischen unvereinbaren Erwartungen hin- und herreißt.

Es war an einem Mittwochmittag. Ich saß mit meinem Sohn auf dem Sofa, eine Hand an seinem Rücken, die andere am Handy. Ich beantwortete Kommentare auf LinkedIn – und spürte dabei einen Stich. Nicht in der Hand. Im Herzen.

Sollte ich das gerade wirklich tun? Müsste ich nicht präsenter sein?
Ich schob das Handy weg. Und mit ihm ein schlechtes Gefühl.

Das war einer dieser Momente, die ich inzwischen gut kenne.
Ein Moment, den viele von uns erleben.
Ein Moment, den wir oft „Mom Guilt“ nennen.

Doch was viele nicht wissen: Mom Guilt ist nicht dasselbe wie ein normales Schuldgefühl.

Was ist eigentlich Mom Guilt?

Ein Schuldgefühl entsteht, wenn wir gegen unsere eigenen Werte handeln.
Zum Beispiel: Ich schreie mein Kind an – obwohl ich eigentlich gelassen bleiben wollte.
Hier meldet sich mein Gewissen, weil ich meinem eigenen Anspruch nicht gerecht wurde.

Mom Guilt hingegen entsteht, wenn wir gegen gesellschaftliche Normen verstoßen – auch wenn wir selbst eigentlich damit im Reinen sind.

Zum Beispiel: Ich genieße die Zeit im Büro – und fühle mich trotzdem schlecht, weil ich mein Kind heute früher abgegeben habe.
Oder: Ich bin total im Flow bei der Arbeit – und trotzdem nagt etwas an mir.

📌 Mom Guilt ist ein strukturelles Schuldgefühl.
Es basiert nicht auf deinem Handeln, sondern auf widersprüchlichen Erwartungen von außen.

Die zwei gegensätzlichen Ideale – und warum sie dich zerreißen

🤱🏽 Die „perfekte Mutter“ – immer liebevoll, immer da

Die gesellschaftlichen Vorstellungen von Mutterschaft sind klar – und gleichzeitig völlig unrealistisch. Wir sollen:

  • ständig verfügbar sein

  • unsere Bedürfnisse zurückstellen

  • emotionale Stabilität für alle gewährleisten

  • alles für unsere Kinder geben

Wer das nicht tut, hat sofort ein schlechtes Gewissen. Denn: Mütter sollen sich aufopfern – und dabei auch noch glücklich aussehen.

👩🏽‍💼 Die „moderne Karrierefrau“ – erfolgreich, unabhängig, belastbar

Gleichzeitig gelten für Frauen im Beruf ganz andere Maßstäbe:

  • Voller Einsatz

  • ständige Erreichbarkeit

  • Ambitionen zeigen

  • mit Leichtigkeit alles meistern

Doch wie soll das gehen, wenn der Nachmittag für das Kita-Karnevalskostüm draufgeht? Oder wenn dein Kind krank ist – und der Kalender voll?

Darstellung von Mom Guilt

Familie vs. Karriere

Wir können den widersprüchlichen Erwartungen gar nicht gerecht werden. Das zu realisieren ist der erste Schritt aus der Misere. Die Diskussion über Mom Guilt ist immer auch Teil meines stärkenbasierten Coachings. Hier kannst du mehr über die Zusammenarbeit mit mir erfahren.

⚡ Der Widerspruch: zwei Ideale, ein Körper

Das Spannungsfeld zwischen diesen beiden Bildern – der idealisierten Mutter und der makellosen Berufsfrau – ist der Nährboden für Mom Guilt. Denn: Beiden gleichzeitig gerecht zu werden ist nicht nur anstrengend, es ist unmöglich.

📌 Insight: Mom Guilt ist nicht dein persönliches Problem – es ist ein strukturelles Dilemma.

Warum Mom Guilt so schmerzhaft ist

Weil er dich immer zweifeln lässt – egal, was du tust. Wenn du bei deinem Kind bist, fragst du dich, ob du beruflich genug gibst.
Wenn du im Job bist, nagt das schlechte Gewissen an dir, nicht genug Mama zu sein. Und das Tragische: Du kannst objektiv alles richtig machen – und fühlst dich trotzdem falsch. Denn Mom Guilt ist nicht an dein Verhalten gekoppelt. Sondern an ein System widersprüchlicher Ideale, das dich gar nicht gewinnen lassen will.

Was Mom Guilt wirklich mit uns macht

Diese Form von Schuld ist besonders perfide, weil sie uns handlungsunfähig macht.
Sie führt nicht zu Veränderung – wie ein echtes, gesundes Schuldgefühl es könnte.
Sondern zu Überanpassung, innerer Leere oder Dauerstress.

Ich habe Frauen im Coaching, die sich für jede Entscheidung rechtfertigen:
Fürs Stillen. Fürs Abstillen. Für den frühen Wiedereinstieg. Für das längere Zuhausebleiben. Für die Karriere. Für die Teilzeit.

🧠 Mom Guilt ist wie ein innerer Gerichtssaal ohne Ausweg.

Wie du dich davon lösen kannst

Der erste Schritt ist: Unterscheiden lernen.
War es wirklich dein Wert, den du verletzt hast?
Oder hast du einfach nur eine gesellschaftliche Erwartung durchbrochen?

👉🏽 Ich habe geantwortet, während mein Kind neben mir gespielt hat. Habe ich wirklich gegen meine Werte verstoßen – oder gegen ein perfektionistisches Bild von „idealer Präsenz“?

Der zweite Schritt ist: Dich an deine eigenen Werte erinnern.
Was ist dir wirklich wichtig? Was bedeutet „gute Mutter“ für dich – nicht für Instagram?

Und der dritte Schritt: Reden.
Mom Guilt lebt im Versteckten. Sie verliert ihre Macht, wenn wir sie benennen.
Wenn wir ehrlich darüber sprechen. Wenn wir sehen: Ich bin nicht allein.

💡 In meinem Buch “Momifest your Career: Wie Mütter nach der Elternzeit berufliche Erfüllung finden” spreche ich sehr persönlich über meinen eigenen Struggle mit Schuldgefühlen. Vor allem nach traumatischer Geburt und Wochenbettsdepression. Wenn dich diese Themen tiefgehender interessiere: Hier geht’s zum Buch auf Amazon. Oder du kannst dir eine Leseprobe hier runterladen.



Was mir heute hilft

Früher hätte ich mich tagelang mit solchen Momenten gegrämt.
Heute frage ich mich:

  • War das wirklich schlimm – oder nur nicht perfekt?

  • Was brauche ich gerade, um präsent zu sein – statt mich zu geißeln?

Ich habe Tools, die mich zurück auf den Boden meiner eigenen Werte bringen.
Und ich habe verstanden: Ich darf beides wollen.
Karriere & Kind. Fokus & Fürsorge. Klarheit & Chaos.

Aber eben zu meinen Bedingungen – nicht zu den Bedingungen eines Systems, das nie für Mütter gemacht war.

Mom Guilt ist kein Zeichen dafür, dass du versagt hast.
Sondern ein Zeichen dafür, dass du versuchst, in einem unlogischen System ganz du selbst zu bleiben.
Und das allein ist schon mutig.

 

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